Häufige urologische Krankheiten
Harnsteinerkrankungen
Eine der ältesten dokumentierten Leiden ist die Harnsteinerkrankung. Seit Menschen Gedenken wird über diese Erkrankung berichtet. Aus vielen Beschreibungen der griechischen und römischen Antike und sogar schon aus der Hochzeit der Ägyptischen Pharaonen kennen wir Behandlungsmethoden bis hin zu operativen Eingriffen. Im Mittelalter zogen als Behandlungsspezialisten die Bader und Steinschneider mit zweifelhaftem Ruf von Ort zu Ort, nie lange verweilend, damit sie vor dem Zorn über Ihre schlechten Behandlungsergebnisse möglichst davon eilen konnten.
Bis heute ist die Harnsteinerkrankung eine der häufigsten Erkrankungen geblieben. In Deutschland leiden etwa 150000 Menschen im Jahr an dieser Erkrankung. Die Ursachen sind vielfältig. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch um Folgen unserer Wohlstandsernährung. Daneben gibt es eine genetische Disposition zur Harnsteinbildung. Und in fast allen Fällen handelt es sich zusätzlich um eine zu starke Konzentrierung des Urins durch unzureichendes Trinken.
Als Harnsteinbildende Substanzen im Urin gelten in erster Linie:
- Harnsäure als Produkt des Eiweisstoffwechsels (z.B. aus tierischer Nahrung)
- Oxalsäure aus bestimmten Gemüsen (Rhabarber, Spinat, Tomaten, Schokolade)
- Calcium aus Molkereiprodukten
Wenn diese Substanzen in zu hoher Konzentration im Urin erscheinen können sich in den Nierenkanälchen der Nierenrinde kleinste Kristalle bilden, die dann bei fortbestehend erhöhten Konzentrationen besonders im sauren Harnmilieu zu grösseren Kristallen und damit Steinen in den Nierenkelchen heranwachsen. Solche „ruhenden Steine“ bereiten in der Regel keine Probleme und müssen nicht zwingend behandelt werden. Erst wenn ein so gebildeter Stein „ins rollen kommt“ und in den Harnleiter gerät kommt es zu Problemen indem der Harnweg verstopft wird und sich der Urin in der entsprechenden Niere staut.
Dies führt zu heftigen wehenartigen Schmerzen der betroffenen Niere, die meistens in den gleichseitigen Unterbauch bis in den Genitalbereich einstrahlen. Zusätzlich kommt es im Anfall zu Übelkeit und Erbrechen. Zum Teil kann sich der Urin blutig verfärben. Wenn gleichzeitig eine bakterielle Harnwegsinfektion besteht, kann dieser Zustand zu einer lebensgefährlichen Erkrankung mit Fieber und Blutvergiftung führen.
Neben diesen häufigsten Ursachen können phosphathaltige Harnsteine ausserdem noch durch chronische Harnwegsinfektionen mit bestimmten Bakterien entstehen.
In seltenen Fällen sind angeborene Stoffwechseldefekte (z.B. sog. Zystinurie) für die Harnsteinbildung verantwortlich. Ausserdem können chronische Harnblasenentleerungsstörungen z.B. bei Prostatavergrösserung zu einer Steinbildung in der Harnblase führen.
In etwa 50 Prozent der Fälle kommt es unter den kolikartigen Schmerzen zu einem Abgang des Steins, wenn dieser eine Grösse von 5 mm nicht überschreitet. Bei fortbestehenden Problemen und bei grösseren Steinen muss eine urologische Behandlung vorgenommen werden.